Ignaz Semmelweis

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 19. Juli 2002 um 13:41 Uhr durch Ben-Zin (Diskussion | Beiträge) (†). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Ignaz Philipp Semmelweis (*1. Juli 1818 in Ofen bei Buda, heute Budapest, †13. August 1865 in Döbling bei Wien), österreichischer Arzt.


Semmelweis, später Retter der Mütter genannt, war Assistenzarzt in der Klinik für Geburtshilfe in Wien. Es war bekannt, dass in der Abteilung, in der Ärzte und Medizinstudenten arbeiteten, die Sterblichkeitsrate durch Kindbettfieber wesentlich höher war als in der zweiten Abteilung, in der Hebammenschülerinnen ausgebildet wurden. Semmelweis wollte den Grund dafür finden und untersuchte die Mütter noch gründlicher. Doch gerade dadurch stieg die Sterblichkeitsrate der Mütter in seiner Abteilung noch weiter an, so dass werdende Mütter sich dagegen wehrten, in seine Abteilung verlegt zu werden.

Erst als ein Kollege von ihm, Jakob Kolletschka, während einer Leichensektion von einem Studenten mit dem Skalpell verletzt wurde und wenige Tage später an Blutvergiftung? verstarb, einer Krankheit mit ähnlichem Krankheitsverlauf wie das Kindbettfieber, erkannte Semmelweis die Ursache: Die Medizinstudenten waren in der Anatomie tätig und hatten dort Leichen seziert. Mit ungewaschenen und nicht desinfizierten Händen untersuchten sie die Frauen und übertrugen dabei Spuren von Leichenmaterial aus dem Seziersaal auf die Mütter bei der Entbindung. Die eigentliche Ursache der Infektionen - Bakterien am Leichenmaterial - war damals noch nicht bekannt.

Semmelweis wies seine Studenten daher an, sich nach Leichensektionen die Hände mit Chlorkalk zu desinfizieren, eine wirkungsvolle Maßnahme, die die Sterblichkeitsrate von 12,3% auf 2-3% senkte. Als trotzdem noch einmal 12 Wöchnerinnen auf einen Schlag am Kindbettfieber erkrankten, ausgelöst von einer Frau mit jauchigem Uteruskarzinom, erkannte er, dass die Ansteckung nicht nur von Leichen, sondern auch von lebenden Personen ausgehen kann. So verschärfte er die Vorschriften dahingehend, dass die Hände vor jeder Untersuchung desinfiziert werden mussten. Dadurch gelang es ihm, 1848 die Sterblichkeitsrate auf 1,3% zu senken, ein Wert, der sogar noch geringfügig unter dem der zweiten Krankenhausabteilung lag.

Trotz seines Erfolgs wurden seine Arbeiten lange Zeit nicht anerkannt. Seine Studenten hielten die Sauberkeit schlicht für unnötig und Ärzte wollten nicht wahrhaben, dass sie selbst zu Krankheiten beitrugen anstatt sie nur zu heilen. Durch eine Intrige seines Chefs, der sich übergangen fühlte, wurde Semmelweis diskreditiert und musste 1849 die Klinik verlassen.

Ab 1855 war Semmelweis Professor für Geburtshilfe an der Universität in Pest (heute Budapest). Seine Ergebnisse und Erfahrungen fasste er in dem Buch Die Ätiologie, der Begriff und die Prophylaxe des Kindbettfiebers zusammen, das 1861 erschien. Doch nur wenige Ärzte standen auf seiner Seite.

Semmelweis erkrankte an einer Psychose und wurde im Juli 1865 in die Irrenanstalt Döbling bei Wien eingeliefert. Am 13. August starb er an Blutvergiftung von einer kleinen Verletzung, die er sich bei der Arbeit kurz vor seiner Einlieferung zugezogen hatte.


Biographien über Semmelweis sind von L. F. Destouches (tr. 1937) und J. Rich (1961) erschienen.

Weblinks: