Chemische Waffe

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 13. Juli 2002 um 06:31 Uhr durch Ben-Zin (Diskussion | Beiträge). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Chemische Waffen sind künstlich hergestellte Giftstoffe, die gezielt als Waffen gegen einen Kriegsgegner entwickelt und hergestellt werden. Sie gehören zu den ABC-Waffen.


Einsätze von chemischen Waffen

Der erste Einsatz von chemischen Waffen fand im 1. Weltkrieg am 22. April 1915, als deutsche Truppen 150 Tonnen Chlorgas aus Flaschen entweichen ließen. Da Chlor schwerer ist als Luft, sank es nach unten in die französischen Schützengräben und forderte dort rund 5000 Tote und 10.000 Verletzte. Bald darauf wurden chemische Kampfstoffe auch von der Gegenseite eingesetzt. Später wurden die Kampfstoffe durch Giftgasgranaten verschossen, bei denen durch farbige Kreuze erkennbar war, welche Art von Kampfstoff sie enthielten. Chemische Waffen verursachten im 1. Weltkrieg insgesamt etwa 100.000 Tote und 1,2 Millionen Verwundete auf beiden Seiten.


Am 17. Juni 1925 wurde das Genfer Protokoll unterzeichnet, das den Einsatz von chemischen Waffen untersagt. Trotzdem setzten sowohl Italien in Abessinien, dem heutigen Äthiopien (1935/36) als auch Japan in China diese Waffen ein. Im 2. Weltkrieg wurden keine chemischen Kampfstoffe eingesetzt, vermutlich aus Angst davor, dass der Gegner sie dann ebenfalls einsetzen würde.


Die USA versprühten im Vietnamkrieg große Mengen an Entlaubungsmitteln (Agent Orange), die eigentlich zwar bewirken sollten, dass Wälder durch den Verlust der Blätter nicht mehr als Versteck des Vietcong dienen konnten, trotzdem aber Langzeitfolgeschäden bei der Bevölkerung auslösten.


In den 80er Jahren setzte der Irak Chemiewaffen sowohl gegen die eigene kurdische Bevölkerung als auch im iranisch-irakischen Krieg gegen den Iran ein.


Arten von chemischen Kampfstoffen

  • Atmungsgifte
  • Blutkampfstoffe stören die Sauerstoffaufnahme aus dem Blut und führen so zu inneren Erstickung. Zu den Blutkampfstoffen gehören Blausäure (als Zyklon B in den Gaskammern der Konzentrationslager verwendet), Chlorcyan und Arsenwasserstoff.
  • Hautkampfstoffe sind gut fettlöslich und können so in kurzer Zeit über die Haut in den Körper ein, wo sie Schädigungen der Organe hervorrufen. Sie waren die ersten Kampfstoffe, die nicht eingeatmet werden mussten, um zu wirken. Gasmasken alleine bieten also keinen Schutz gegen Hautkampfstoffe. Zu diesen Kampfstoffen gehören Senfgas (nach den Erfindern Lommel und Steinkopf auch Lost genannt) und Lewisit. Sie wurden als Gelbkreuz-Kampfstoffe bezeichnet.
  • Lungenkampfstoffe führen zur Schädigung der Lunge und zur Bildung von Lungenödemen, wodurch sich die Lunge mit Flüssigkeit füllt und das Opfer praktisch ertrinkt. Zu dieser Gruppe von Kampfstoffen gehören Chlorgas und Phosgen, das die meisten Giftgasopfer (etwa 80%) im 1. Weltkrieg forderte. Sie wurden wegen der Markierung auf den Granaten auch als Grünkreuz-Kampfstoffe bezeichnet.
  • Nervenkampfstoffe stören die Signalübermittlung an den Synapsen, was zu Krämpfen und Atemlähmung führt. Zu ihnen zählen Sarin, Soman, Tabun und VX. Sie können nicht nur über die Atemwege, sondern auch über die Haut aufgenommen werden, sodass Gasmasken alleine nicht schützen. Das wichtigste Gegenmittel ist Atropin, das Gift der Tollkirsche.
  • Psychokampfstoffe führen zu einer vorübergehenden Verwirrung. Die Droge LSD gehört zu diesen Kampfstoffen.
  • Reizkampfstoffe greifen die Schleimhäute der Atemwege sowie die Augen an und verursachen dort erhöhte Flüssigkeitsabgabe, was zu Hustenreiz und Tränen führt. Zu den Reizkampfstoffen gehören unter anderem. CN- und CS-Gas (Tränengas), Brom- und Chloraceton, die als Weißkreuz-Kampfstoffe bekannt waren. Einige Reizstoffe hatten die Fähigkeit, die Filter der Gasmasken des 1. Weltkriegs zu durchdringen (Blaukreuz-Kampfstoffe, Maskenbrecher). Sie führten dazu, dass sich die Soldaten unter Hustenanfällen die Gasmaske vom Gesicht rissen, wodurch sie den gleichzeitig mit verschossenen Lungenkampfstoffen schutzlos ausgeliefert waren.