„Akustikkoppler“ – Versionsunterschied

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[[Datei:Acoustic modem and phone plugged.jpg|mini|hochkant|Kommerzieller Akustikkoppler Typ AM211 mit aufgelegtem Telefonhörer]]
Der '''Akustikkoppler''' (AK) ist der Vorgänger des [[Modem]], mit dem Daten über eine Telefonleitung verschickt werden. Im Gegensatz zu einem Modem hat der AK keinen eigenen Anschluss an das Telefonnetz, sondern benötigt ein Telefon dazu. An Mikrofon und Lautsprecher des Telefonhörers werden die entsprechenden Gegenstücke des AK befestigt. Die Anwahl erfolgt über die Wahleinrichtung (Wahlscheibe, Tasten) des Telefons.
Der '''Akustikkoppler''' ist ein Gerät zur Übertragung von [[Digitalsignal|digitalen]] [[Daten]] über eine [[Analogsignal|analoge]] [[Teilnehmeranschlussleitung]]. Akustikkoppler wurden in den 1970er bis gegen Ende der 1980er Jahre verwendet und erlaubten die Datenübertragung über den Hörer von [[Fernsprechtischapparat]]en. Bei einem Akustikkoppler war keine elektrische Verbindung mit dem [[Festnetz]]anschluss nötig, weil diese in vielen Ländern und bei vielen Netzbetreibern nicht erlaubt war.


== Funktionsweise ==
[[Datei:Coupleur-accoustique-IMG 0298.JPG|miniatur|Hobbymäßig aufgebauter Akustikkoppler mit aufgestecktem Telefonhörer]]
Akustikkoppler kamen zum Einsatz, wenn kein analoges [[Modem]] zur Verfügung stand oder eine elektrische Verbindung des Modems mit dem [[Telefonnetz]] nicht möglich oder erlaubt war. Akustikkoppler nutzten den [[Telefonhörer]] eines bestehenden [[Telefon|Telefons]] zum Senden und Empfangen der modulierten Tonsignale. Sie verfügten dazu über ein [[Mikrofon]] und einen [[Lautsprecher]], die an den entsprechenden Gegenstücken im Telefonhörer befestigt werden.
Es gab zwei Arten von Akustikkopplern:


[[Datei:Acustic copler with serial interface dataphon s 21 d.jpg|mini|Dataphon s21d]]


* Akustikkoppler mit integriertem Modem wie zum Beispiel das ''Dataphon s21d'' wurden direkt an die [[EIA-232|serielle Schnittstelle]] des [[Computer]]s angeschlossen. Sie übernahmen dabei die digitalen Daten des Computers und wandelten sie in analoge Tonsignale um. Als Modulationsverfahren kamen einfache digitale Tastungen oder Modulationsverfahren zur Anwendung, wie beispielsweise die binäre [[Frequenzumtastung]] (FSK). Die Parameter der Modulation, wie die verwendeten Frequenzen, waren in Normen wie beispielsweise der [[ITU-T]] V.21, V.23 oder im US-amerikanischen Raum nach [[Bell 202]] festgelegt und mussten von beiden an der Kommunikation beteiligten Akustikkopplern unterstützt werden. Die Anwahl der Gegenstelle musste bei diesen Modellen typischerweise von Hand über eine Wähleinrichtung wie die [[Wählscheibe]] bei [[Impulswahl]] oder den [[Tastenwahlblock]] des Telefons erfolgen.
Aufgrund der Bauart sind AK extrem störanfällig gegenüber externen Geräuschen. Die Übertragungsraten von AKs reichen aus diesem Grund nur von 300 bis zu 2.400 Bit/sec. Ein weiterer Nachteil ist, dass ein AK nicht selbstständig Anrufe entgegen nehmen oder die Leitung trennen kannen. Aus diesem Grund sind sie nicht für den Betrieb von [[Mailbox|Mailboxen]] geeignet.
* Akustikkoppler ohne integriertes Modem wie zum Beispiel der ''Road Warrior Telecoupler II ''wurden an ein bereits vorhandenes analoges Modem angeschlossen und bildeten nur die Hardware[[schnittstelle]] zum Telefonnetz, sie setzten also nur die vom Modem gelieferten tonfrequenten elektrischen Signale in hörbare Töne bzw. die von der Gegenstelle empfangenen Töne in analoge elektrische Signale für das Modem um. Da analoge Modems typischerweise das [[Mehrfrequenzwahlverfahren]] beherrschten, konnte mit diesen Akustikkopplern die Gegenstelle auch softwaregesteuert angewählt werden.


Aufgrund ihrer Bauart waren Akustikkoppler störanfällig gegenüber externen Geräuschen und abhängig von der Qualität des Telefons bzw. des Telefonhörers. Aufgrund des unvermeidlichen Verlusts an Signalqualität durch den akustischen Übertragungsschritt erreichten Akustikkoppler nicht die [[Datenübertragungsrate]]n der direkten elektrischen Verbindung des Modems mit dem Telefonnetz. Bei älteren Akustikkopplern reichen die Übertragungsraten nur von 300 bis 2.400 [[Datenübertragungsrate|Bit/s]]. Spätere Modelle, zum Beispiel ''Konexx Coupler'' oder ''Road Warrior Telecoupler II'', erreichten in der Praxis Datenübertragungsraten bis zu 33.600 Bit/s; damit war etwa das Abholen von [[E-Mail]]s aus einer [[Telefonzelle]] in vertretbarer Zeit möglich.

== Rechtliche Situation ==
In den 1980er-Jahren war der Betrieb von selbst gebauten Akustikkopplern im Telefonnetz der [[Deutsche_Bundespost|Deutschen Bundespost]] illegal und mit hohen Geldstrafen belegt. Trotzdem nahm die Zahl der selbst gebauten Geräte deutlich zu, nachdem der [[Chaos Computer Club]] 1985 in der [[Hackerbibel]] eine vergleichsweise einfach zu realisierende Bauanleitung für einen Selbstbau-Akustikkoppler – das sogenannte „[[Datenklo]]“<ref>{{Der Spiegel|ID=13515376|Titel=Schwarz-Schilling: Toll, woll|Jahr=1985|Nr=38}}</ref> – veröffentlicht hatte.

Parallel zu den Akustikkopplern wurden auch die ersten direkt mit der Telefonleitung verbundenen Modems verfügbar. Auch hier war der Anschluss frei erhältlicher Geräte an das deutsche Telefonnetz verboten; die Post erlaubte in ihrem Netz nur die Verwendung Post-eigener Modems, die entweder monatlich gemietet oder zu – im Vergleich mit frei erhältlichen Geräten – höheren Preisen von der Post gekauft werden mussten.

== Sonstiges ==
Akustikkoppler werden im deutschen Sprachraum gelegentlich auch als ''Datenfön'' bezeichnet,<ref>{{Internetquelle |autor= Benj Edwards |url=https://www.cio.de/a/die-60jaehrige-geschichte-der-modems,2268932 |titel=Retro-Hardware: Die 60jährige Geschichte der Modems |werk=cio.de |datum=2011-03-22 |abruf=2023-08-19}}</ref><ref>{{Internetquelle |autor=Panagiotis Kolokythas |url=https://www.pcwelt.de/article/1108394/retro-die-60jaehrige-geschichte-der-modems-in-bildern.html |titel=Die 60jährige Geschichte der Modems in Bildern |werk=pcwelt.de |datum=2016-12-18 |abruf=2023-08-19}}</ref> nach der einst populären ''Dataphon''-Baureihe S21 der Marke Woerltronic des Unternehmens Wörlein GmbH aus [[Cadolzburg]].

== Einzelnachweise ==
<references />

== Weblinks ==
{{Wiktionary|Akustikkoppler}}
{{Commonscat|Acoustic couplers|Akustikkoppler}}

[[Kategorie:Benutzerschnittstelle]]
[[Kategorie:Modemtechnik]]

[[ru:Модем#История]]

Aktuelle Version vom 19. Oktober 2023, 15:08 Uhr

Kommerzieller Akustikkoppler Typ AM211 mit aufgelegtem Telefonhörer

Der Akustikkoppler ist ein Gerät zur Übertragung von digitalen Daten über eine analoge Teilnehmeranschlussleitung. Akustikkoppler wurden in den 1970er bis gegen Ende der 1980er Jahre verwendet und erlaubten die Datenübertragung über den Hörer von Fernsprechtischapparaten. Bei einem Akustikkoppler war keine elektrische Verbindung mit dem Festnetzanschluss nötig, weil diese in vielen Ländern und bei vielen Netzbetreibern nicht erlaubt war.

Funktionsweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hobbymäßig aufgebauter Akustikkoppler mit aufgestecktem Telefonhörer

Akustikkoppler kamen zum Einsatz, wenn kein analoges Modem zur Verfügung stand oder eine elektrische Verbindung des Modems mit dem Telefonnetz nicht möglich oder erlaubt war. Akustikkoppler nutzten den Telefonhörer eines bestehenden Telefons zum Senden und Empfangen der modulierten Tonsignale. Sie verfügten dazu über ein Mikrofon und einen Lautsprecher, die an den entsprechenden Gegenstücken im Telefonhörer befestigt werden.

Es gab zwei Arten von Akustikkopplern:

Dataphon s21d
  • Akustikkoppler mit integriertem Modem wie zum Beispiel das Dataphon s21d wurden direkt an die serielle Schnittstelle des Computers angeschlossen. Sie übernahmen dabei die digitalen Daten des Computers und wandelten sie in analoge Tonsignale um. Als Modulationsverfahren kamen einfache digitale Tastungen oder Modulationsverfahren zur Anwendung, wie beispielsweise die binäre Frequenzumtastung (FSK). Die Parameter der Modulation, wie die verwendeten Frequenzen, waren in Normen wie beispielsweise der ITU-T V.21, V.23 oder im US-amerikanischen Raum nach Bell 202 festgelegt und mussten von beiden an der Kommunikation beteiligten Akustikkopplern unterstützt werden. Die Anwahl der Gegenstelle musste bei diesen Modellen typischerweise von Hand über eine Wähleinrichtung wie die Wählscheibe bei Impulswahl oder den Tastenwahlblock des Telefons erfolgen.
  • Akustikkoppler ohne integriertes Modem wie zum Beispiel der Road Warrior Telecoupler II wurden an ein bereits vorhandenes analoges Modem angeschlossen und bildeten nur die Hardwareschnittstelle zum Telefonnetz, sie setzten also nur die vom Modem gelieferten tonfrequenten elektrischen Signale in hörbare Töne bzw. die von der Gegenstelle empfangenen Töne in analoge elektrische Signale für das Modem um. Da analoge Modems typischerweise das Mehrfrequenzwahlverfahren beherrschten, konnte mit diesen Akustikkopplern die Gegenstelle auch softwaregesteuert angewählt werden.

Aufgrund ihrer Bauart waren Akustikkoppler störanfällig gegenüber externen Geräuschen und abhängig von der Qualität des Telefons bzw. des Telefonhörers. Aufgrund des unvermeidlichen Verlusts an Signalqualität durch den akustischen Übertragungsschritt erreichten Akustikkoppler nicht die Datenübertragungsraten der direkten elektrischen Verbindung des Modems mit dem Telefonnetz. Bei älteren Akustikkopplern reichen die Übertragungsraten nur von 300 bis 2.400 Bit/s. Spätere Modelle, zum Beispiel Konexx Coupler oder Road Warrior Telecoupler II, erreichten in der Praxis Datenübertragungsraten bis zu 33.600 Bit/s; damit war etwa das Abholen von E-Mails aus einer Telefonzelle in vertretbarer Zeit möglich.

Rechtliche Situation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In den 1980er-Jahren war der Betrieb von selbst gebauten Akustikkopplern im Telefonnetz der Deutschen Bundespost illegal und mit hohen Geldstrafen belegt. Trotzdem nahm die Zahl der selbst gebauten Geräte deutlich zu, nachdem der Chaos Computer Club 1985 in der Hackerbibel eine vergleichsweise einfach zu realisierende Bauanleitung für einen Selbstbau-Akustikkoppler – das sogenannte „Datenklo[1] – veröffentlicht hatte.

Parallel zu den Akustikkopplern wurden auch die ersten direkt mit der Telefonleitung verbundenen Modems verfügbar. Auch hier war der Anschluss frei erhältlicher Geräte an das deutsche Telefonnetz verboten; die Post erlaubte in ihrem Netz nur die Verwendung Post-eigener Modems, die entweder monatlich gemietet oder zu – im Vergleich mit frei erhältlichen Geräten – höheren Preisen von der Post gekauft werden mussten.

Sonstiges[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Akustikkoppler werden im deutschen Sprachraum gelegentlich auch als Datenfön bezeichnet,[2][3] nach der einst populären Dataphon-Baureihe S21 der Marke Woerltronic des Unternehmens Wörlein GmbH aus Cadolzburg.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Schwarz-Schilling: Toll, woll. In: Der Spiegel. Nr. 38, 1985 (online).
  2. Benj Edwards: Retro-Hardware: Die 60jährige Geschichte der Modems. In: cio.de. 22. März 2011, abgerufen am 19. August 2023.
  3. Panagiotis Kolokythas: Die 60jährige Geschichte der Modems in Bildern. In: pcwelt.de. 18. Dezember 2016, abgerufen am 19. August 2023.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wiktionary: Akustikkoppler – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Commons: Akustikkoppler – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien