„Arbeitsmarkt“ – Versionsunterschied

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
[ungesichtete Version][gesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
Ein neuer Ansatz, der allerdings noch etwas Zeit braucht, bitte auch auf /Diskussion sehen
Die letzte Textänderung von 78.94.253.145 wurde verworfen und die Version 233879918 von Ciciban wiederhergestellt.
Markierung: Manuelle Zurücksetzung
 
(508 dazwischenliegende Versionen von mehr als 100 Benutzern, die nicht angezeigt werden)
Zeile 1: Zeile 1:
Der '''Arbeitsmarkt''' ist ein [[Markt (Wirtschaftswissenschaft)|Markt]], an dem die [[Nachfrage (Mikroökonomie)|Nachfrage]] nach [[Arbeitskraft|Arbeitskräften]] mit dem [[Angebot (Volkswirtschaftslehre)|Angebot]] von Arbeitskräften zusammentrifft. In der [[Arbeitsmarktökonomik]] wird in den Wirtschaftswissenschaften die Funktionsweise von Arbeitsmärkten untersucht.
Der <b>Arbeitsmarkt</b> ist ein [[Markt]], aber nicht ein [[freier Markt]] nach [[Adam Smith]].


== Allgemeines ==
Der Arbeitsmarkt ist ein Markt für [[Dienstleistung]], die ein [[Arbeitgeber]] einem [[Arbeitnehmer]] vollbringt.
Grundlage des Arbeitsmarktes ist die eigentumsrechtliche Trennung arbeitender Menschen von den zur [[Arbeit (Philosophie)#Entfremdung der Arbeit|Arbeit]] notwendigen [[Produktionsmittel]]n. Der Arbeitsmarkt setzt Menschen voraus, die ihren [[Lebensunterhalt]] nicht mit eigenen Produktionsmitteln ([[Boden (Produktionsfaktor)|Boden]] und [[Kapital]]) sichern können und deswegen gezwungen sind, ihre Arbeitskraft an die Eigentümer der Produktionsmittel zu verkaufen (siehe [[Lohnarbeit#Lohnarbeit in der marxistischen Theorie|Lohnarbeit in der marxistischen Theorie]]). Eine Klasse solcher Menschen – das sogenannte [[Proletariat|Industrieproletariat]] – entstand in der europäischen Neuzeit im Zuge der [[Bevölkerungsexplosion]] während der [[Industrielle Revolution|industriellen Revolution]]. Das damit entstandene Problem der [[Arbeitslosigkeit]] (Erwerbslosigkeit und [[Armut]] mangels eigener Produktionsmittel und mangels einer Person, die den eigentums- und damit arbeitslosen Menschen für sich arbeiten lassen will) bildete einen der wichtigsten Aspekte der "[[Soziale Frage|sozialen Frage]]" ([[Pauperismus]]) und stellt eines der wichtigsten Strukturmerkmale der europäischen ("westlichen") Neuzeit dar.


Während nach neoklassischer Sicht der Arbeitsmarkt wie ein [[Gütermarkt]] funktioniert, unterscheidet er sich nach [[Institutionenökonomik|institutionalistischer]] und [[Arbeitsökonomie|arbeitsökonomischer]] Sicht in charakteristischer Weise vom Gütermarkt. Für [[Robert M. Solow]] ist „Arbeit als Ware etwas Besonderes […] und daher auch der Arbeitsmarkt“.<ref>Robert M. Solow: ''The Labor Market as a Social Institution''. Blackwell, Cambridge 1990, S. 3. Hier zitiert nach [[Richard Swedberg]]: ''Grundlagen der Wirtschaftssoziologie''. VS Verlag, Wiesbaden 2009, S. 178</ref> Auch die [[John Maynard Keynes#Zentrale Botschaft von Keynes|keynesianische]] Kritik an der [[Neoklassische Theorie|Neoklassik]] sieht dies so (siehe [[Arbeitsmarktpolitik]]).
Der Arbeitsmarkt umfaßt nicht die gesamte Bevölkerung, sondern nur die sogennanten [[Erwerbspersonen]], das sind Personen, die eine Arbeit ausüben oder suchen, dazu zählen auch die Selbständigen. In Deutschland im Jahr 2001 immerhin 3.632 Mio. von insgesamt 36.816 Mio. Erwerbstätigen.


Anders als das umgangssprachliche Verständnis rekrutiert sich das ''Arbeitsangebot'' aus den [[Arbeitswilligkeit|arbeitswilligen]] und [[Arbeitsfähigkeit|arbeitsfähigen]] [[Arbeitskraft|Arbeitskräften]], die ''Arbeitsnachfrage'' resultiert aus den [[Offene Stellen|offenen Stellen]] der [[Arbeitgeber]].<ref>[https://books.google.de/books?id=AYg_CgAAQBAJ&pg=PA44&dq=arbeitsnachfrage+lexikon&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwisqdyH--HuAhXfQEEAHbhmDbwQ6AEwCXoECAkQAg#v=onepage&q=arbeitsnachfrage%20lexikon&f=false Hermann May/Claudia Wiepcke, ''Lexikon der ökonomischen Bildung'', 2012, S. 37 f.]</ref>
Die im allgemeinen Bewußtsein wichtigste Kennzahl des Arbeitsmarktes ist die [[Arbeitslosenquote]], das ist der Anteil der Personen die eine Arbeit suchen, gemessen an der Gesamtzahl der Erwerbspersonen.
Diese Arbeitslosenquote wird in verschiedenen Ländern verschieden gemessen, in dem die Definition für "Arbeit suchen" unterschiedlich gehandhabt wird.


== Definition ==
Eine Arbeitslosenquote von 0% kann es nicht geben, da durch die natürliche Fluktuation auf dem Arbeitsmarkt immer einige Personen eine Arbeit suchen. Man spricht daher ab einer Arbeitslosenquote von 1% ???? von '''Vollbeschäftigung'''.
Auf dem Arbeitsmarkt wird [[Arbeitskraft]] für eine bestimmte [[Arbeitszeit]] und bestimmte [[Qualifikation (Personalwesen)|Qualifikationen]] angeboten und nachgefragt. [[Arbeitnehmer]], die über ihre Arbeitskraft persönlich frei verfügen können, verkaufen (korrekter: vermieten) gegen [[Arbeitsentgelt]] ihre Arbeitskraft zur Verrichtung produktiver Tätigkeiten an [[Arbeitgeber]], unter deren [[Weisungsrecht]] sie [[Gut (Wirtschaftswissenschaft)|Güter]] herstellen oder [[Dienstleistung]]en erbringen, in Kombination mit (meist) von den Arbeitgebern zur Verfügung gestellten [[Rohstoff (Betriebswirtschaft)|Rohstoffen]] und [[Arbeitsmittel]]n. Der Arbeitgeber muss durch (zusätzliche) [[Personalkosten]] auf einen Teil seiner [[Jahresüberschuss|Gewinne]] verzichten, der Arbeitnehmer muss die Furcht vor dem [[Arbeitsleid]] überwinden.


Der Arbeitsmarkt ist kein Markt für Arbeits''leistungen''; [[Arbeitsergebnis]]se sind Gegenstand von [[Werksvertrag|Werkverträgen]]. Ähnlich wie Ärzte werden auch Arbeitnehmer für ihre „Bemühungen“ bezahlt und nicht für deren [[Erfolg]]. Der [[Arbeitsvertrag (Deutschland)|Arbeitsvertrag]] begründet ein [[Arbeitsverhältnis]] und ist ein Vertrag [[sui generis]].<ref>Gerhard Brinkmann: ''Ökonomik der Arbeit''. Band 1: ''Grundlagen''. Klett-Cotta, Stuttgart 1981, S. 226.</ref>
Die Arbeitslosenquote kann auf der Zugangsseite durch folgende Faktoren verändert werden:
*Jemand kommt neu auf den Arbeitsmarkt. Entweder nach der Ausbildung oder nach einer längeren Pause, in der er nicht mehr als arbeitssuchend zählte.
*Jemand wechselt die Arbeitsstelle und läßt sich in der Zwischenzeit als arbeitssuchend registrieren
*Jemand verliert die Stelle und läßt sich als arbeitssuchend registrieren


== Besonderheiten des Arbeitsmarktes ==
Auf der Abgangsseite kommen folgende Faktoren in Frage
Die Besonderheit der „Ware Arbeitskraft“ besteht darin, dass sie unauflöslich an Menschen als Träger dieser Ware gebunden ist. Insofern ist eine Verfügung über diese Ware immer auch eine Verfügung über ihren Träger, dessen [[Menschenwürde]] beachtet werden muss. Das für [[Sachenrecht|Sachen]] charakteristische „ius utendi et abutendi“, das Recht, eine Sache zu gebrauchen, aber auch zu missbrauchen, ist auf Tiere und Menschen nur sehr begrenzt anwendbar.<ref>Günter Meckenstock: ''Wirtschaftsethik''. Walter de Gruyter. Berlin / New York 1997, S. 321</ref> So haben Arbeitnehmer insbesondere ein Recht auf [[Freizeit]], über deren Gestaltung der Arbeitgeber nur sehr bedingt Mitspracherechte hat, und auf [[Freizügigkeit]].
*Jemand erhält eine Stelle
*Jemand scheidet dauerhaft oder vorübergehend aus dem Erwerbsleben aus


Die ''Arbeitsnachfrage'' lässt sich im Zusammenhang mit dem [[Grenzprodukt der Arbeit]] ([[Ableitung (Mathematik)|1.&nbsp;Ableitung]] der [[Produktionsfunktion]]) errechnen (siehe [[Grenzprodukt der Arbeit#Arbeitsnachfrage|hier]]). Der [[Marktpreis]] für die Arbeitskraft eines bestimmten Arbeitnehmers kann unter seinem [[Existenzminimum]] liegen. In diesem Fall besteht eine Pflicht eines Staates, der sich als [[Sozialstaat]] versteht, darin zu verhindern, dass die betreffende Person ein [[Haushaltseinkommen]] unterhalb ihres Existenzminimums erzielt. Als Instrumente kommen unter anderem [[Transferleistung]]en, [[Mindestlohn]] und Arbeitskräfteverknappung zum Einsatz.
Es ist offensichtlich, dass so nie von einer objektiven Arbeitslosenquote gesprochen werden kann. Werden aus der Registrierung als Arbeitssuchender keine Vorteile wie Sozialleistungen (unmittelbare Zahlungen, Versicherungsschutz) erworben, so wird jemand, der die Stelle wechselt kaum die Mühe der Registrierung auf sich nehmen. Wird die Definition für arbeitssuchend verschärft, so fällt die Arbeitslosenquote auch. Da diese Rahmenbedingungen international sehr unterschiedlich sind, ist ein Vergleich der Arbeitslosenquote sehr schwierig.


Der Zusammenschluss der Arbeitnehmer zu [[Gewerkschaft]]en und das [[Arbeitsrecht (Deutschland)|Arbeitsrecht]] als Schutzrecht für die Arbeitnehmer sind als Konsequenzen einer unterstellten „Macht-Asymmetrie“ ([[Claus Offe]])<ref>Claus Offe: ''„Arbeitsgesellschaft“. Strukturprobleme und Zukunftsperspektiven''. Campus, Frankfurt am Main 1984, S. 50.</ref> auf den Arbeitsmärkten und des Charakters des Arbeitsverhältnisses als „Herrschaftsverhältnis“ ([[Max Weber]])<ref>Max Weber: ''Wirtschaft und Gesellschaft''. Studienausgabe, Kiepenheuer und Witsch, Köln/Berlin 1964, S. 158.</ref> zu verstehen. Diese Theorie beruht auf der Prämisse, dass Arbeitsmärkte in der Regel [[Markt (Wirtschaftswissenschaft)#Nach Machtverteilung|Käufermärkte]] seien, d.&nbsp;h., dass eine hohe Zahl an Arbeitswilligen mit einer beschränkten Zahl an Arbeitsplätzen konfrontiert werde, was ohne [[Marktregulierung]]en wie [[Lohn- und Gehaltstarifvertrag|Tarifentgelte]] oder einen [[Mindestlohn|gesetzlichen Mindestlohn]] zwangsläufig zu niedrigen Arbeitsentgelten führen würde.
Hinzu kommt, dass es den Arbeitsmarkt einer Volkswirtschaft nur als statistische Größe gibt. Die inezelnen Teilmärkte können sich zum gleichen Zeitpunkt fundmental voneinander unterscheiden. Man denke nur an die Teilmärkte EDV-Dienstleistungen und Montan-Industrie Ende des zwanzigsten Jahrhunderts.


== Formen des Arbeitsmarktes ==
Läßt man die oben geschilderten statistischen Probleme außen vor, so bleiben aber immer noch erhebliche Differenzen zwischen den einzelnen Volkswirtschaften und auch im zeitlichen Verlauf übrig. Die Suche nach den Steuergrößen auf dem Arbeitsmarkt und damit nach den Ursachen für diese Differenzen und Schwankungen ist Gegenstand der [[Volkswirtschaftslehre]]. Hierzu wurden eine Unzahl von, sich durchaus widersprechenden, Theorien geschaffen.
Es wird unterschieden zwischen dem
* [[Erster Arbeitsmarkt|ersten Arbeitsmarkt]], der den betriebswirtschaftlich begründeten Bedarf nach Arbeitskräften (Arbeitsplatzangebote) von Unternehmen ([[Arbeitgeber]]) mit einer Nachfrage geeigneter freier Arbeitskräfte ([[Arbeitnehmer]]) zusammenführt, und dem
* [[Zweiter Arbeitsmarkt|zweiten (staatlich geförderten) Arbeitsmarkt]], der über arbeitsmarktpolitische Maßnahmen zusätzliche Anreize für Arbeitgeber schafft, Arbeitsplätze anzubieten, um damit einen Marktausgleich von Angebot und Nachfrage herbeizuführen.


[[Datei:ErwerbstaetigeUndBeschaeftigungsstrukturDeutschland1997.png|mini|Erwerbstätige und Beschäftigungsstruktur in Deutschland 1997]]


Der Arbeitsmarkt entwickelte sich im Zuge der fortschreitenden [[Arbeitsteilung]].


Wichtige Kennzahlen des Arbeitsmarktes sind die [[Erwerbsquote]], die [[Arbeitslosenquote]] sowie das [[Arbeitsentgelt]] (Lohnniveau). Die Kennzahlen werden oft regional oder nach [[Wirtschaftssektor]]en getrennt dargestellt.
------
Leider hat sich in der [[deutsche Sprache|deutschen Sprache]] fesgesetzt, denjenigen, der die Arbeit gibt, den [[Arbeitnehmer]] zu nennen, während der, der die Arbeit nimmt, [[Arbeitgeber]] genannt wird. Um Begriffsverwirrung zu vermeiden wird im folgenden vom Arbeiter (Dienstleistungserbringer) und Unternehmer (Dienstleistungsempfänger) gesprochen.


Man kann den Arbeitsmarkt für Analysezwecke unterschiedlich strukturieren:
Die Dienstleistungen, die auf dem Arbeitsmarkt gehandelt werden, unterscheiden sich von anderen Dienstleistungen (z.B. einen Haarschnitt beim Friseur) vor allem in diesen Punkten:
* nach dem Alter der Beteiligten
* Der Arbeiter bringt fast kein eigenes Sachkapital ([[Büro]]s, [[Computer]], etc.) für seine Dienstleistung ein, sondern lediglich sein [[Fähigkeit]]en und [[Fertigkeit]]en; das notwendige Sachkapital wird vom Unternehmer gestellt.
* nach Geschlecht der Beteiligten
* Der Arbeiter hat in der Regel nur einen Kunden, nämlich den Unternehmer
* nach den [[Produkt (Wirtschaft)|Produkten]] und [[Dienstleistung]]en ([[Wirtschaftszweig]]e)
* Der Arbeiter wechselt den Kunden im Vergleich selten (zwischen mehreren Monaten und vielen Jahren statt zwischen 30 Minuten und einigen Monaten)
* nach dem [[Arbeitsinhalt]] ([[Beruf]]e, [[Tätigkeit]]en)
* nach der Stellung im Arbeits- und Verwertungsprozess (Eigentümer = Unternehmer oder Kapitalgeber, Manager = Entscheider (aber nicht Eigentümer), Beschäftigter = Ausführender)
* nach dem [[Technisierung]]sniveau der Arbeit


Die volkswirtschaftliche [[Statistik]] der Bundesrepublik unterscheidet zwischen so genannten
-------
* [[Erwerbstätige]]. Dazu zählen auch die [[Selbständiger|Selbständigen]] (in Deutschland im Jahr 2001 3.632 Mio. von insgesamt 36.816 Mio. Erwerbstätigen) und
Statistische Daten für Deutschland: http://www.destatis.de/themen/d/thm_erwerbs.htm
* Personen mit Arbeitsvertrag ([[Beschäftigte]]) und mindestens 401 Euro monatlichem Bruttoarbeitseinkommen. Derzeit zählt das [[Statistisches Bundesamt|Statistische Bundesamt]] in Deutschland knapp 27 Millionen [[Arbeitsverhältnis]]se.


== Marktstrukturen ==
-------
Sämtliche klassischen volkswirtschaftlichen [[Produktionsfaktor]]en werden auf [[Faktormarkt|Faktormärkten]] gehandelt, und zwar die [[Arbeit (Volkswirtschaftslehre)|Arbeit]] auf dem Arbeitsmarkt, der [[Boden (Produktionsfaktor)|Boden]] auf dem [[Immobilienmarkt]] und das [[Kapital]] auf dem [[Kapitalmarkt]].
/Diskussion

{| class="wikitable" style="padding:1em; vertical-align:top; border:2px;"
|-
! [[Markt]]
! [[Angebot (Volkswirtschaftslehre)|Angebot]]
! [[Nachfrage]]
! [[Preis (Wirtschaft)|Preis]]
|-
| Arbeitsmarkt
| Arbeitsnachfrage || Arbeitsangebot || Arbeitsentgelt
|-
| [[Gütermarkt]]
| [[Güterangebot]] || [[Güternachfrage]] || [[Marktpreis]]
|-
| [[Geldmarkt]]
| [[Geldangebot]] || [[Geldnachfrage]] || [[Geldmarktzins]]
|-
| [[Kapitalmarkt]]
| [[Kapitalangebot]] || [[Kapitalnachfrage]] || [[Kapitalmarktzins]]
|-
| [[Kreditmarkt]]
| [[Kreditangebot]] || [[Kreditnachfrage]] || [[Kreditzins]]
|-
| [[Immobilienmarkt]]
| Angebot an [[Wohnimmobilie|Wohn-]] und<br />[[Gewerbeimmobilie]]n,<br /> [[Agrarfläche|Agrar-]] und [[Waldfläche]]n || [[Nachfrage]] || [[Kaufpreis]]/[[Immobiliarmiete]]/<br /> [[Bodenrente]]/[[Pachtvertrag (Deutschland)|Pacht]]
|}

Während Arbeits- und Bodenangebot stark von [[Natur]]einflüssen abhängen ([[Witterung]], [[Bodenbeschaffenheit]]), wird das Güterangebot in hohem Maße von wirtschaftlichen Erwägungen beeinflusst.<ref>Wolfgang Heller, ''Theoretische Volkswirtschaftslehre'', 1927, S. 144</ref>

== Theoretische Grundlagen ==
[[Datei:VWL Arbeitsmarkt AundN.gif|mini|Angebots- und Nachfragekurve im klassischen Arbeitsmarktmodell]]
Im Standardmodell der [[Neoklassische Theorie|neoklassischen Theorie]] lässt sich der Arbeitsmarkt wie auf einem [[Gütermarkt]] durch steigende Angebotskurven und fallende Nachfragekurven charakterisieren: Je höher der Lohn, desto höher ist das Arbeitskraftangebot und desto geringer die Arbeitskraftnachfrage. Hierbei wird ein repräsentativer Akteur unterstellt, was auf sehr einfache Weise die Übertragung einzelwirtschaftlicher Beobachtungen auf die gesamtwirtschaftliche Analyse ermöglicht.<ref>Vgl. {{Literatur |Autor=Thomas Wagner, Elke Jahn |Titel=Neue Arbeitsmarkttheorien |Auflage=2. |Verlag=Lucius und Lucius/UTB |Ort=Stuttgart |Datum=2004 |ISBN=3-8252-8258-9 |Seiten=41}}</ref> Die dem Modell zugrunde liegende Annahme vollkommener [[Markttransparenz]] sowie die Unterstellung des [[Produktionsfaktor]]s [[Arbeit (Volkswirtschaftslehre)|Arbeit]] als [[Homogenität (Wirtschaft)|homogen]] schränken seine Anwendbarkeit aus Sicht moderner Theorien des Arbeitsmarktes allerdings ein.<ref>Vgl. {{Literatur |Autor=Werner Sesselmeier, Gregor Blauermel |Titel=Arbeitsmarkttheorien. Ein Überblick |Auflage=2. |Verlag=Physica |Ort=Heidelberg |Datum=1998 |ISBN=3-7908-1057-6 |Seiten=61}}</ref>

Die klassische Lehre nimmt Löhne als flexibel an und erklärt dadurch eine [[Markträumung]]. In der Realität sind Löhne allerdings nicht flexibel, denn sie werden in der Regel tariflich für einen bestimmten Zeitraum festgelegt. Tatsächlich sind sie nach unten sogar meist starr.<ref>Vgl. {{Literatur |Autor=Peter Bofinger |Titel=Grundzüge der Volkswirtschaftslehre |Verlag=Pearson Studium |Ort=München |Datum=2003 |ISBN=3-8273-7076-0 |Seiten=152 ff.}}</ref>

Weitere [[Arbeitsmarkttheorie]]n:<ref>Werner Sesselmeier/Gregor Blauermel: ''Arbeitsmarkttheorien.'' Physica-Verlag, 1997, ISBN 3-7908-1057-6.</ref>
* [[Humankapitaltheorie]]
* Suchtheorie
* Gewerkschaftstheorie
* Kontrakttheorie: siehe [[Prinzipal-Agent-Theorie]]
* [[Effizienzlohntheorie]]
* Insider-Outsider-Ansatz: siehe auch [[Persistenz (Makroökonomie)#Ursachen von Persistenz]].

Zu internen Arbeitsmärkten:
* [[Transaktionskostentheorie]]
* [[Segmentationstheorie]].

== Arbeitnehmer als Dienstleistungserbringer ==
Es ist in der [[Deutsche Sprache|deutschen Sprache]] üblich, denjenigen, der die Arbeit gibt (verrichtet), den [[Arbeitnehmer]] zu nennen, während der, der die Arbeit nimmt (Arbeitsleistung entgegennimmt), [[Arbeitgeber]] genannt wird.

Die Dienstleistungen, die auf dem Arbeitsmarkt gehandelt werden, unterscheiden sich von anderen Dienstleistungen vor allem in diesen Punkten:
* Der Arbeitnehmer bringt kein eigenes [[Sachkapital]] ([[Büro]]s, [[Computer]] usw.) ein, sondern lediglich seine [[Vermögen (Fähigkeit)|Fähigkeiten]] und [[Fertigkeit]]en; das notwendige Sachkapital wird vom Unternehmer gestellt.
* Der Arbeitnehmer hat in der Regel nur einen [[Vertragspartei|Vertragspartner]], den [[Unternehmer]].

== Aktuelle Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt ==
{{Siehe auch|Globalisierung der Arbeitsmärkte}}
[[Datei:Erwerbsbla.svg|mini|Erwerbstätige und Arbeitslose]]

=== In Deutschland ===
Seit 2005 werden auf dem Arbeitsmarkt drei Arbeitsverhältnisse unterschieden:
* [[Minijob]] (Bruttoverdienst bis 450&nbsp;Euro/Monat)
* [[Midijob|Niedriglohn-Job]] (Bruttoverdienst von 450,01 bis 800,00&nbsp;Euro/Monat)
* reguläres [[Beschäftigungsverhältnis]] (Bruttoverdienst ab 800&nbsp;Euro/Monat).
Dazu abgestuft werden entsprechend [[Sozialversicherung]]sbeiträge und [[Steuer]]n eingezogen. Die Neuregelung beruht auf dem [[Hartz-Konzept]] und soll die Zahl der Arbeitsverhältnisse erhöhen.

== Arbeitsmarktforschung ==
Arbeitsmarkt- und Berufsforschung befasst sich mit der theoretischen und empirischen Untersuchung von Arbeitsmarkt, Berufsgruppen- und Branchenentwicklung etc. in wirtschaftlichen und sozialen Zusammenhängen. Für diese Disziplin wurde 1968 an der damaligen [[Bundesagentur für Arbeit]] das [[Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung]] gegründet. Hier wird das Forschungsfeld [[Interdisziplinarität|interdisziplinär]] von [[Soziologie|Soziologen]], [[Ökonomie|Ökonomen]] und [[Ökonometrie|Ökonometrikern]] untersucht.

Die Forschung unterscheidet zwischen Ländern mit liberalem (Bsp. USA), konservativem (Bsp. Bundesrepublik Deutschland) und sozialdemokratischem (Bsp. Schweden) [[Wohlfahrtsstaat]]smodell und deren spezifischen Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt. Analysiert man diese Modelle z.&nbsp;B. anhand ihrer Auswirkungen auf das [[Geschlechterverteilung|Geschlechterverhältnis]] im Arbeitsmarkt, ergibt sich folgendes Bild: Im liberalen Modell findet eine allgemein positive Entwicklung der Geschlechtergleichheit auf dem Arbeitsmarkt weitgehend zu Lasten gering verdienender Frauen statt. Im konservativen Modell ist v.&nbsp;a. eine hohe vertikale [[Segregation (Soziologie)|Segregation]] – d.&nbsp;h. geringe Aufstiegschancen von Frauen – zu beobachten. Das sozialdemokratische Modell produziert im Gegenzug eine starke horizontale Segregation, also eine Teilung des Arbeitsmarktes in spezifische Frauen- und Männerberufe.

== Siehe auch ==
* [[Arbeitsökonomik]]
* [[Agenda 2010]]
* [[Arbeitsmarktindikator]]
* [[Arbeitsmarktstatistik der Vereinigten Staaten]]
* [[Liste der größten Arbeitgeber]]
* [[Liste der Länder nach Arbeitslosenquote]]
* [[Liste der Länder nach Anzahl an Arbeitskräften]]
* [[Niedriglohn]]
* [[Öffentlich geförderter Beschäftigungssektor]]
* [[Übergangsarbeitsmärkte]]
* [[Unterbeschäftigung]]

== Literatur ==
* [[Sven Rahner]]: ''Architekten der Arbeit: Positionen, Entwürfe, Kontroversen.'': edition Körber-Stiftung, Hamburg 2014, ISBN 978-3-89684-156-8.
* [[Wolfgang Franz (Volkswirt)|Wolfgang Franz]]: ''Arbeitsmarktökonomik.'' 6. Auflage. Springer, Berlin 2006, ISBN 3-540-32337-6.
* Carroll Haak: ''Wirtschaftliche und soziale Risiken auf den Arbeitsmärkten von Künstlern''. VS Verlag, Wiesbaden 2008.
* [[Michael Krätke]]: ''Arbeitsmarkt.'' In: ''[[Historisch-kritisches Wörterbuch des Marxismus]].'' Band 1, Argument-Verlag, Hamburg 1994, Sp. 525–545.
* [[Walther Müller-Jentsch]]: ''Tarifautonomie. Über die Ordnung des Arbeitsmarktes durch Tarifverträge.'' Springer SV, Wiesbaden 2018, ISBN 978-3-658-21227-8.
* [[Günther Schmid (Wirtschaftswissenschaftler)|Günther Schmid]]: ''Gleichheit und Effizienz auf dem Arbeitsmarkt. Überlegungen zum Wandel und zur Gestaltung des „Geschlechtervertrags“.'' Internet http://web.fu-berlin.de/gpo/guenther_schmid.htm (abgerufen am 21. Februar 2009).
* Robert M. Solow: ''The Labor Market as a Social Institution''. Blackwell, Cambridge 1990.
* Thomas Wagner, Elke Jahn: ''Neue Arbeitsmarkttheorien.'' 2. Auflage. Lucius und Lucius/UTB, Stuttgart 2004, ISBN 3-8282-0253-5.

== Weblinks ==
{{Wiktionary}}{{Commonscat|Labour economics}}
* {{Internetquelle |url=https://statistik.arbeitsagentur.de/ |titel=Startseite - Statistik der Bundesagentur für Arbeit |werk=statistik.arbeitsagentur.de |archiv-url= |archiv-datum= |abruf=2022-11-26 |abruf-verborgen=1 |kommentar=Statistiken zur Entwicklung des deutschen Arbeitsmarktes}}
* {{Internetquelle |url=https://www.destatis.de/DE/Themen/Arbeit/Arbeitsmarkt/_inhalt.html |titel=Entwicklung des Arbeitsmarktes in Deutschland - Statistisches Bundesamt |werk=destatis.de |archiv-url= |archiv-datum= |abruf=2022-11-26 |abruf-verborgen=1 |kommentar=Daten zum deutschen Arbeitsmarkt}}
* {{Internetquelle |url=https://iab.de/ |titel=Startseite - IAB - Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung |werk=iab.de |archiv-url= |archiv-datum= |abruf=2022-11-26 |abruf-verborgen=1}}

== Einzelnachweise ==
<references />

{{Normdaten|TYP=s|GND=4002733-8}}

[[Kategorie:Arbeitsmarkt| ]]

Aktuelle Version vom 11. März 2024, 11:28 Uhr

Der Arbeitsmarkt ist ein Markt, an dem die Nachfrage nach Arbeitskräften mit dem Angebot von Arbeitskräften zusammentrifft. In der Arbeitsmarktökonomik wird in den Wirtschaftswissenschaften die Funktionsweise von Arbeitsmärkten untersucht.

Allgemeines[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Grundlage des Arbeitsmarktes ist die eigentumsrechtliche Trennung arbeitender Menschen von den zur Arbeit notwendigen Produktionsmitteln. Der Arbeitsmarkt setzt Menschen voraus, die ihren Lebensunterhalt nicht mit eigenen Produktionsmitteln (Boden und Kapital) sichern können und deswegen gezwungen sind, ihre Arbeitskraft an die Eigentümer der Produktionsmittel zu verkaufen (siehe Lohnarbeit in der marxistischen Theorie). Eine Klasse solcher Menschen – das sogenannte Industrieproletariat – entstand in der europäischen Neuzeit im Zuge der Bevölkerungsexplosion während der industriellen Revolution. Das damit entstandene Problem der Arbeitslosigkeit (Erwerbslosigkeit und Armut mangels eigener Produktionsmittel und mangels einer Person, die den eigentums- und damit arbeitslosen Menschen für sich arbeiten lassen will) bildete einen der wichtigsten Aspekte der "sozialen Frage" (Pauperismus) und stellt eines der wichtigsten Strukturmerkmale der europäischen ("westlichen") Neuzeit dar.

Während nach neoklassischer Sicht der Arbeitsmarkt wie ein Gütermarkt funktioniert, unterscheidet er sich nach institutionalistischer und arbeitsökonomischer Sicht in charakteristischer Weise vom Gütermarkt. Für Robert M. Solow ist „Arbeit als Ware etwas Besonderes […] und daher auch der Arbeitsmarkt“.[1] Auch die keynesianische Kritik an der Neoklassik sieht dies so (siehe Arbeitsmarktpolitik).

Anders als das umgangssprachliche Verständnis rekrutiert sich das Arbeitsangebot aus den arbeitswilligen und arbeitsfähigen Arbeitskräften, die Arbeitsnachfrage resultiert aus den offenen Stellen der Arbeitgeber.[2]

Definition[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auf dem Arbeitsmarkt wird Arbeitskraft für eine bestimmte Arbeitszeit und bestimmte Qualifikationen angeboten und nachgefragt. Arbeitnehmer, die über ihre Arbeitskraft persönlich frei verfügen können, verkaufen (korrekter: vermieten) gegen Arbeitsentgelt ihre Arbeitskraft zur Verrichtung produktiver Tätigkeiten an Arbeitgeber, unter deren Weisungsrecht sie Güter herstellen oder Dienstleistungen erbringen, in Kombination mit (meist) von den Arbeitgebern zur Verfügung gestellten Rohstoffen und Arbeitsmitteln. Der Arbeitgeber muss durch (zusätzliche) Personalkosten auf einen Teil seiner Gewinne verzichten, der Arbeitnehmer muss die Furcht vor dem Arbeitsleid überwinden.

Der Arbeitsmarkt ist kein Markt für Arbeitsleistungen; Arbeitsergebnisse sind Gegenstand von Werkverträgen. Ähnlich wie Ärzte werden auch Arbeitnehmer für ihre „Bemühungen“ bezahlt und nicht für deren Erfolg. Der Arbeitsvertrag begründet ein Arbeitsverhältnis und ist ein Vertrag sui generis.[3]

Besonderheiten des Arbeitsmarktes[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Besonderheit der „Ware Arbeitskraft“ besteht darin, dass sie unauflöslich an Menschen als Träger dieser Ware gebunden ist. Insofern ist eine Verfügung über diese Ware immer auch eine Verfügung über ihren Träger, dessen Menschenwürde beachtet werden muss. Das für Sachen charakteristische „ius utendi et abutendi“, das Recht, eine Sache zu gebrauchen, aber auch zu missbrauchen, ist auf Tiere und Menschen nur sehr begrenzt anwendbar.[4] So haben Arbeitnehmer insbesondere ein Recht auf Freizeit, über deren Gestaltung der Arbeitgeber nur sehr bedingt Mitspracherechte hat, und auf Freizügigkeit.

Die Arbeitsnachfrage lässt sich im Zusammenhang mit dem Grenzprodukt der Arbeit (1. Ableitung der Produktionsfunktion) errechnen (siehe hier). Der Marktpreis für die Arbeitskraft eines bestimmten Arbeitnehmers kann unter seinem Existenzminimum liegen. In diesem Fall besteht eine Pflicht eines Staates, der sich als Sozialstaat versteht, darin zu verhindern, dass die betreffende Person ein Haushaltseinkommen unterhalb ihres Existenzminimums erzielt. Als Instrumente kommen unter anderem Transferleistungen, Mindestlohn und Arbeitskräfteverknappung zum Einsatz.

Der Zusammenschluss der Arbeitnehmer zu Gewerkschaften und das Arbeitsrecht als Schutzrecht für die Arbeitnehmer sind als Konsequenzen einer unterstellten „Macht-Asymmetrie“ (Claus Offe)[5] auf den Arbeitsmärkten und des Charakters des Arbeitsverhältnisses als „Herrschaftsverhältnis“ (Max Weber)[6] zu verstehen. Diese Theorie beruht auf der Prämisse, dass Arbeitsmärkte in der Regel Käufermärkte seien, d. h., dass eine hohe Zahl an Arbeitswilligen mit einer beschränkten Zahl an Arbeitsplätzen konfrontiert werde, was ohne Marktregulierungen wie Tarifentgelte oder einen gesetzlichen Mindestlohn zwangsläufig zu niedrigen Arbeitsentgelten führen würde.

Formen des Arbeitsmarktes[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es wird unterschieden zwischen dem

  • ersten Arbeitsmarkt, der den betriebswirtschaftlich begründeten Bedarf nach Arbeitskräften (Arbeitsplatzangebote) von Unternehmen (Arbeitgeber) mit einer Nachfrage geeigneter freier Arbeitskräfte (Arbeitnehmer) zusammenführt, und dem
  • zweiten (staatlich geförderten) Arbeitsmarkt, der über arbeitsmarktpolitische Maßnahmen zusätzliche Anreize für Arbeitgeber schafft, Arbeitsplätze anzubieten, um damit einen Marktausgleich von Angebot und Nachfrage herbeizuführen.
Erwerbstätige und Beschäftigungsstruktur in Deutschland 1997

Der Arbeitsmarkt entwickelte sich im Zuge der fortschreitenden Arbeitsteilung.

Wichtige Kennzahlen des Arbeitsmarktes sind die Erwerbsquote, die Arbeitslosenquote sowie das Arbeitsentgelt (Lohnniveau). Die Kennzahlen werden oft regional oder nach Wirtschaftssektoren getrennt dargestellt.

Man kann den Arbeitsmarkt für Analysezwecke unterschiedlich strukturieren:

Die volkswirtschaftliche Statistik der Bundesrepublik unterscheidet zwischen so genannten

Marktstrukturen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sämtliche klassischen volkswirtschaftlichen Produktionsfaktoren werden auf Faktormärkten gehandelt, und zwar die Arbeit auf dem Arbeitsmarkt, der Boden auf dem Immobilienmarkt und das Kapital auf dem Kapitalmarkt.

Markt Angebot Nachfrage Preis
Arbeitsmarkt Arbeitsnachfrage Arbeitsangebot Arbeitsentgelt
Gütermarkt Güterangebot Güternachfrage Marktpreis
Geldmarkt Geldangebot Geldnachfrage Geldmarktzins
Kapitalmarkt Kapitalangebot Kapitalnachfrage Kapitalmarktzins
Kreditmarkt Kreditangebot Kreditnachfrage Kreditzins
Immobilienmarkt Angebot an Wohn- und
Gewerbeimmobilien,
Agrar- und Waldflächen
Nachfrage Kaufpreis/Immobiliarmiete/
Bodenrente/Pacht

Während Arbeits- und Bodenangebot stark von Natureinflüssen abhängen (Witterung, Bodenbeschaffenheit), wird das Güterangebot in hohem Maße von wirtschaftlichen Erwägungen beeinflusst.[7]

Theoretische Grundlagen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Angebots- und Nachfragekurve im klassischen Arbeitsmarktmodell

Im Standardmodell der neoklassischen Theorie lässt sich der Arbeitsmarkt wie auf einem Gütermarkt durch steigende Angebotskurven und fallende Nachfragekurven charakterisieren: Je höher der Lohn, desto höher ist das Arbeitskraftangebot und desto geringer die Arbeitskraftnachfrage. Hierbei wird ein repräsentativer Akteur unterstellt, was auf sehr einfache Weise die Übertragung einzelwirtschaftlicher Beobachtungen auf die gesamtwirtschaftliche Analyse ermöglicht.[8] Die dem Modell zugrunde liegende Annahme vollkommener Markttransparenz sowie die Unterstellung des Produktionsfaktors Arbeit als homogen schränken seine Anwendbarkeit aus Sicht moderner Theorien des Arbeitsmarktes allerdings ein.[9]

Die klassische Lehre nimmt Löhne als flexibel an und erklärt dadurch eine Markträumung. In der Realität sind Löhne allerdings nicht flexibel, denn sie werden in der Regel tariflich für einen bestimmten Zeitraum festgelegt. Tatsächlich sind sie nach unten sogar meist starr.[10]

Weitere Arbeitsmarkttheorien:[11]

Zu internen Arbeitsmärkten:

Arbeitnehmer als Dienstleistungserbringer[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es ist in der deutschen Sprache üblich, denjenigen, der die Arbeit gibt (verrichtet), den Arbeitnehmer zu nennen, während der, der die Arbeit nimmt (Arbeitsleistung entgegennimmt), Arbeitgeber genannt wird.

Die Dienstleistungen, die auf dem Arbeitsmarkt gehandelt werden, unterscheiden sich von anderen Dienstleistungen vor allem in diesen Punkten:

Aktuelle Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erwerbstätige und Arbeitslose

In Deutschland[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit 2005 werden auf dem Arbeitsmarkt drei Arbeitsverhältnisse unterschieden:

Dazu abgestuft werden entsprechend Sozialversicherungsbeiträge und Steuern eingezogen. Die Neuregelung beruht auf dem Hartz-Konzept und soll die Zahl der Arbeitsverhältnisse erhöhen.

Arbeitsmarktforschung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Arbeitsmarkt- und Berufsforschung befasst sich mit der theoretischen und empirischen Untersuchung von Arbeitsmarkt, Berufsgruppen- und Branchenentwicklung etc. in wirtschaftlichen und sozialen Zusammenhängen. Für diese Disziplin wurde 1968 an der damaligen Bundesagentur für Arbeit das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung gegründet. Hier wird das Forschungsfeld interdisziplinär von Soziologen, Ökonomen und Ökonometrikern untersucht.

Die Forschung unterscheidet zwischen Ländern mit liberalem (Bsp. USA), konservativem (Bsp. Bundesrepublik Deutschland) und sozialdemokratischem (Bsp. Schweden) Wohlfahrtsstaatsmodell und deren spezifischen Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt. Analysiert man diese Modelle z. B. anhand ihrer Auswirkungen auf das Geschlechterverhältnis im Arbeitsmarkt, ergibt sich folgendes Bild: Im liberalen Modell findet eine allgemein positive Entwicklung der Geschlechtergleichheit auf dem Arbeitsmarkt weitgehend zu Lasten gering verdienender Frauen statt. Im konservativen Modell ist v. a. eine hohe vertikale Segregation – d. h. geringe Aufstiegschancen von Frauen – zu beobachten. Das sozialdemokratische Modell produziert im Gegenzug eine starke horizontale Segregation, also eine Teilung des Arbeitsmarktes in spezifische Frauen- und Männerberufe.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wiktionary: Arbeitsmarkt – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Commons: Labour economics – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Robert M. Solow: The Labor Market as a Social Institution. Blackwell, Cambridge 1990, S. 3. Hier zitiert nach Richard Swedberg: Grundlagen der Wirtschaftssoziologie. VS Verlag, Wiesbaden 2009, S. 178
  2. Hermann May/Claudia Wiepcke, Lexikon der ökonomischen Bildung, 2012, S. 37 f.
  3. Gerhard Brinkmann: Ökonomik der Arbeit. Band 1: Grundlagen. Klett-Cotta, Stuttgart 1981, S. 226.
  4. Günter Meckenstock: Wirtschaftsethik. Walter de Gruyter. Berlin / New York 1997, S. 321
  5. Claus Offe: „Arbeitsgesellschaft“. Strukturprobleme und Zukunftsperspektiven. Campus, Frankfurt am Main 1984, S. 50.
  6. Max Weber: Wirtschaft und Gesellschaft. Studienausgabe, Kiepenheuer und Witsch, Köln/Berlin 1964, S. 158.
  7. Wolfgang Heller, Theoretische Volkswirtschaftslehre, 1927, S. 144
  8. Vgl. Thomas Wagner, Elke Jahn: Neue Arbeitsmarkttheorien. 2. Auflage. Lucius und Lucius/UTB, Stuttgart 2004, ISBN 3-8252-8258-9, S. 41.
  9. Vgl. Werner Sesselmeier, Gregor Blauermel: Arbeitsmarkttheorien. Ein Überblick. 2. Auflage. Physica, Heidelberg 1998, ISBN 3-7908-1057-6, S. 61.
  10. Vgl. Peter Bofinger: Grundzüge der Volkswirtschaftslehre. Pearson Studium, München 2003, ISBN 3-8273-7076-0, S. 152 ff.
  11. Werner Sesselmeier/Gregor Blauermel: Arbeitsmarkttheorien. Physica-Verlag, 1997, ISBN 3-7908-1057-6.