Kommunikation (Luhmann)

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Die soziologische Systemtheorie nach Niklas Luhmann bedient sich eines variierten Verständnisses von Kommunikation, welches nicht dem gängigen Modell der Informationstheorie entspricht. Kommunikation kommt zustande, wenn in einem Gesamtprozess aus Informieren, Mitteilen und Verstehen die bewusste Selektivität einer Seite zu einer weiteren wahrgenommenen Selektivität der anderen Seite führt. Information ist Auswahl auf einem Hintergrund möglicher Auswahlen (Kontingenz). Erst aus beidem zusammen entsteht (die) Information. Diese wird in einer die Systemgrenzen überschreitbaren Form mitgeteilt, in der Hoffnung, dass die andere Seite diese Mitteilung und die darin enthaltene Information versteht, also die Differenz zwischen Mitteilung und Information prozessieren kann. Offen ist, ob das daraus resultierende bzw. von der anderen Seite gewählte anschließende Verhalten der Erwartung der ersten Seite entspricht. Die weitere Prüfung, Bestätigung oder Korrektur kann tatsächlich nur durch weitere Beobachtung und insbesondere nur durch weitere Akte von Kommunikation geschehen, so dass das Ganze erst in einem gegenseitigen Prozess zeitliche Existenz gewinnt. (Im Sinne der soziologischen Systemtheorie ist ein Gesamtprozess aus Informieren, Mitteilen und Verstehen eine Differenzeinheit. Dieser schließen sich weitere Differenzen an.)

Derartige Kommunikation stabilisiert sich einerseits im Wechselspiel gegenseitiger Erwartungen und erweitert sich andererseits fortlaufend durch die so geschaffenenen Möglichkeiten weiterer Bezugnahmen. Sie ist ,bedroht' durch inadäquate, falsche, ungewollte Selektionen, Auswahlen, Antworten und grenzt sich, wenn sie erfolgreich ist, gegen diese ab. Kommunikation ist also ein Phänomen, welches auf der Basis von einzelnen Selektionen zweier Seiten zu einer komplexeren, sich selbst stabilisierenden neuen Gesamtsituation führt, die als neues ermergentes System gesehen wird.